Die Geschichte des Wagner Cups

 

WM 1998 in Frankreich – Die Geburtsstunde des Wagner-Cups

Erstmals nehmen an der Endrunde 32 Mannschaften teil und Österreich ist wieder einmal bei einer WM dabei. Spätestens ab Ostern gibt es nur mehr zwei sinnvolle Gesprächsthemen:

Wer wird Weltmeister?

Wie weit kommt Österreich?

Um in den Diskussionen Kompetenz beweisen zu können, musste man sich mit dem neuen Austragungsmodus auseinangergesetzt haben.

Ein entsprechendes Excel-Sheet war schnell programmiert (Sonderfälle, wie Punktegleichheit oder Elfmeterschießen, spielten dabei ja noch keine große Rolle) und das Finale Holland gegen Argentinien stand mathematisch praktisch unwiderlegbar fest – jedenfalls für mich! Ebenso bewiesen war das Ausscheiden Österreichs in der Gruppe B mit jeweils einem Remis gegen Chile und Kamerun und einer Niederlage gegen Italien.

Ausgestattet mit diesem Wissen waren die üblichen Wettgemeinschaften, bei denen man nur die banale Frage nach dem Weltmeister beantworten sollte, keine wirkliche Herausforderung – ich wollte mehr! Also g’schwind ein Punktesystem erfinden und den Kollegen im Büro die Teilnahme an einem revolutionärem Wettangebot schmackhaft machen.

10 (in Worten: zehn) Kollegen ließen sich letztendlich jeweils 100,-- Schilling aus dem Bauch leiern und machten sich ans Ausfüllen der Tippformulare. Zusammen mit 3 Wagners (Alexander, Clemens und Gerhard) kämpften also 13 Teilnehmer um den Pott.

Was für ein Glück, dass es nicht mehr Teilnehmer waren! Die Bugs in der Punkteberechnung waren kaum in den Griff zu bekommen. Zwischen- und Endergebnis mussten zu IBM (= Immer Besser Manuell) ausgelagert werden und es brauchte noch gut 2 Wochen, bis sich im Excel-File das, was ich wollte, mit dem deckte, was ich programmiert hatte...

Gewonnen hat den Wagner-Cup damals übrigens mit Behrooz Seifi ein lieber Kollege aus dem IT-Bereich. Ich gehe bis heute davon aus, dass sein Triumph mehr mit seinem beruflichen als mit seinem fussballerischen Fachwissen zu tun hat, als er zugeben will ;-)

Aber bitte - getreu dem Motto „Der Wagner-Cup-Sieger: sein Wort zählt, seine Meinung ist Recht!“ war Ali Daei damals der beste Stürmer der Welt.

Das WM-Finale gewann übrigens Frankreich mit 3:0 gegen Brasilien (noch so ein Bug aus der Version 1.0) und Österreich schied mit jeweils einem Remis gegen Chile und Kamerun und einer Niederlage gegen Italien aus.

 

EM 2000 in Belgien und Niederlande – Die Pause

Österreich nach glorreichen Spielen (nur zur Erinnerung: 0:9 gegen Spanien, 0:5 gegen Israel) in der Quali gescheitert, nach zwei Jahren Pause das eigene Programm nicht mehr durchschaut und die Kollegen aus der EDV kündigen ein revolutionäres Tippspiel an, bei dem alle Matches zu tippen sein werden.

Folge: keine Motivation und kein Wagner-Cup.

Das Wettangebot der IT-Kollegen entpuppte übrigens sich als „Billig-Produkt“, bei dem die Runden einzeln getippt wurden, die Überträge in die jeweils nächste Runde manuell (!!!) vorgenommen wurden und sich das „Programm“ aus ein paar Summenbefehlen zusammensetzte (ich habe den Beweis noch immer gespeichert). Wie viele Mannlichtjahre die Programmierung erforderte, entzieht sich meiner Kenntnis – aber das ist sowieso eine andere Geschichte

 

WM 2002 in Japan/Südkorea – Der Wagner-Cup bekommt Flügel

Österreich schafft in sprichwörtlich letzter Sekunde (Andi Herzogs Ausgleich im letzten Qualifikationsmatch gegen Israel in der Nachspielzeit) den Sprung in die Relegation gegen die Türkei. Aber schon nach dem 0:1 im Heimspiel ist klar, dass wir die WM-Endrunde als Zuschauer erleben werden. In Istanbul gibt’s dann mit 5 Bummerln eine ziemlich heftige Abfuhr.

In den ersten Diskussionen über die kommende WM, geben mir überraschenderweise ein paar Kollegen ungefragt bekannt, dass sie an meinem WM-Tippspiel wieder teilnehmen werden...

Mein zarter Einwand, dass das ein ziemlicher Aufwand wäre, wird mit der Wucht eines scheinbar unschlagbaren Argumentes von Tisch gewischt: „I hob dei oides Programm eh no g’speichert – da brauchst eh nur die Mannschaften eintragen.“

An diesem Punkt hätt’ ich ja noch zugeben können, dass ich mein schönes Programm schon vor 2 Jahren nicht mehr verstanden habe und ich das Ganze von Grund auf neu basteln müsste. Aber das Freud’sche „Es“ in mir (d.i. lt. Freud die naturnahe Triebinstanz) war stärker. Was mir mein „Über-Ich“ (die Kontroll- und Vernunftsinstanz) dann während des Programmierens erzählt hat, ist nicht druckfähig...

Wie auch immer – das Programm läuft nach ein paar Nächten und der Roll-Out beginnt. 41 Teilnehmer bedeuten einen 215 %-igen Zuwachs gegenüber der WM 1998. Die Auswertung fand noch getrennt nach Firmenkollegen und Familie/Freunden statt. In der Bürowertungen gewannen die Herren Brosch und Babry mit jeweils 147 Punkten, die Privatwertung ging an unseren Opa Friedrich Christ, dem vor allem das Durchwurschteln der Deutschen bis ins Finale 156 Punkte – und damit den Gesamtsieg im Wagner-Cup – brachte.

Die WM selbst verlief irgendwie unbefriedigend.

Frankreich, Argentinien und Portugal schieden schon in der Gruppenphase aus, wobei Frankreich als regierender Welt- und Europameister das Kunststück zustande brachte, kein einziges Tor zu erzielen. 

Sowohl Italien als auch Spanien fielen jeweils gegen Veranstalter Südkorea seltsamen Schiedsrichterentscheidungen zum Opfer

Und Nutznießer waren wieder einmal unsere Lieblingsnachbarn, die mit drei glanzlosen 1:0-Siegen gegen Paraguay, USA und Südkorea das Finale erreichten, wo sie dann ohne den gesperrten Ballack gegen deutlich überlegene Brasilianer 0:2 verloren.

Bezeichnend für die fussballerisch wenig attraktive WM ist wohl auch, dass mit Oliver Kahn erstmals ein Goalie zum besten Spieler des Turniers gewählt wurde. 

 

EM 2004 in Portugal – Der Wagner-Cup geht Online

Eine Teilnahme Österreichs stand nie wirklich zur Debatte. Mit Holland und Tschechien standen uns zwei übermächtige Gegner in der Qualifikationsgruppe gegenüber.

Die Anpassung des Tipp- und Auswertungsprogrammes an den etwas anderen EM-Modus war keine wirkliche Herausforderung. Also legten wir diesmal das Hauptaugenmerk auf die Nutzung neuer Medien.

Erstmals wurde eine kleine Homepage gebastelt, auf der das Tipp-Formular zum Download bereit stand und Statistiken und Ergebnisse veröffentlicht wurden.

Diese Innovationen brachten einen Teilnehmer-Zuwachs von 34%.

55 Tipps wurden abgegeben – mit der bislang schlechtesten Trefferquote aller Wagner-Cups.

Kein einziger hat den richtigen Europameister erraten, gerade einmal 7 Tipps hatten den richtigen Vize-Europameister auf Ihrem Tipp-Schein.

Leider ist mit dem Untergang der Homepage auch die Punkteauswertung untergegangen. Wer den Wagner-Cup 2004 gewonnen hat, ist nicht mehr rekonstruierbar.

Die EM selbst brachte überwiegend attraktiven Fußball und einige hervorragende Partien. Vor allem an den Viertelfinal-Krimi Portugal – England (1:1 nach 90 Min., 2:2 nach 120 Min, 6:5 nach Elfmeterschiessen) sei hier erinnert.

Europameister wurde aber die Mannschaft, die über das gesamte Turnier hinweg den diszipliniertesten Fußball spielte: „Rehakles“ Griechen ließen in der Gruppenphase Spanien und Russland hinter sich, besiegten im Viertelfinale Frankreich, warfen im Halbfinale die Tschechen aus dem Turnier und setzten sich im Finale gegen Portugal (gegen die sie schon in der Gruppenphase gewonnen hatten) durch.

Es war nicht immer besonders schön anzuschauen, was die Griechen auf dem Platz boten. Die Ballkünstler standen immer in den Reihen der Gegner. Aber sie haben bewiesen, dass man mit der richtigen Taktik und 11 Leuten, die sich an ihren Auftrag halten, auch die besten Mannschaften schlagen kann. Zitat Otto Rehagel: „Früher hat jeder gemacht, was er will. Jetzt macht jeder, was er kann.“

 

WM 2006 in Deutschland – Der Wagner-Cup wird Routine

Die Chance auf eine WM-Teilnahme vergab Österreich trotz vielversprechendem Start gegen England (2:2 im Happelstadion) schon im dritten Qualifikationsmatch. Gegen Polen setzte es eine bittere 2:3-Heimniederlage. Am Ende belegte Österreich mit 9 Punkten Rückstand auf den Gruppenzweiten Polen Platz drei in der Qualifikationsgruppe 7.

Beim Austragungsmodus der WM gab es eine kleine Änderung: Nach der Vorrunde konnten zwei Mannschaften aus derselben Gruppe erst wieder im Finale (bzw. im Spiel um Platz drei) aufeinandertreffen; bei früheren Weltmeisterschaften war dies bereits im Halbfinale möglich.

Fast hätten wir diesen kleinen aber feinen Unterschied nicht bemerkt und das altbewährte Tipp-Formular online gestellt. Clemens brachte das dann doch noch rechtzeitig in Ordnung und baute bei der Gelegenheit noch ein paar Goodies ins Tipp-Programm ein.

Die Homepage wurde von Alexander betreut und kreativ überarbeitet.

Über 1.000 Zugriffe meldete der Counter am Ende der WM.

59 Teilnehmer (= + 7,5 %) gaben ihre Tipps diesmal ab. Die besten kamen von Matze Mödl aus der Sportredaktion der Kronenzeitung. Auch ;-)) Platz 2 bewies, dass man von Fußball nicht viel verstehen muss, um im Wagner-Cup ganz vorne dabei zu sein: Dr. Isa Holub, von meinem Bruder Michael zur Teilnahme motiviert, orientierte sich bei ihren Tipps vor allem am Aussehen der Spieler (behauptet zumindest mein Bruder).

Weltmeister wurde Italien, das im Finale Frankreich im Penalty-Schießen bezwang. Obwohl das Match durchaus attraktiv und spannend war, wird wohl immer nur Zidanes Kopfstoß gegen Materazzi in Erinnerung bleiben.

Dritter wurde Veranstalter Deutschland, Vierter Portugal.

Die Schweiz stellte gleich zwei Rekorde auf: sie schieden ohne einen einzigen Gegentreffer in 4 Spielen bekommen zu haben aus dem Turnier aus. Andererseits schafften sie als bisher einzige Mannschaft in einem Penalty-Schießen das Kunststück, keinen Treffer zu erzielen.

 

EM 2008 in Österreich und der Schweiz – Die UEFA gefährdet den Wagner-Cup

Österreich erstmals für eine EM-Endrunde „qualifiziert“ – das ist natürlich zugleich Herausforderung und Motivationsschub für den Wagner-Cup. Früh wird ein komplett neuer Web-Auftritt vorbereitet und das Tipp-Programm gleich nach der Auslosung angepasst.

Doch dann der Schock: die UEFA präsentiert einen derart komplizierten Austragungsmodus, dass die Umsetzung kaum machbar scheint: Bei Punktegleichstand in der Gruppenphase zählte nicht – wie üblich – Tordifferenz und Anzahl der geschossenen Tore in allen Gruppenspielen, sondern es mussten die punktgleichen Mannschaften nach insgesamt 7 Kriterien untereinander verglichen werden. Das ging bis zu einem eigens erfundenen Koeffizienten aus den Qualifikationsspielen und dem Fair-Play-Verhalten (gelbe/rote Karten) während der EM-Endrunde. Oben drauf setzte man noch die Regel, dass unter bestimmten Voraussetzungen in den letzten Gruppenspielen ein Elfmeterschießen über den Tabellenrang entscheiden sollte.

Damit war klar: das alte Programm hatte ausgedient.

Es gingen einige Wochenenden drauf, bis alle Sub- und Sub-Sub-Tabellen und die unzähligen Wenn-Dann-Schleifen standen – aber irgendwann war der Total-Relaunch doch noch rechtzeitig geschafft.

Die Teilnehmerzahl stieg neuerlich um 20% auf insgesamt 71 an. Immerhin 27 glaubten an einen Aufstieg Österreichs ins Viertel-Finale, ein besonders mutiger Tipp sah Österreich sogar als Europameister.

Gewonnen hat den Wagner-Cup 2008 Behnoud Seifi, der damit in die Fußstapfen seines Vaters, dem Gewinner des ersten Wagner-Cups trat.

Wen’s interessiert: alle Details können hier noch nachgelesen werden:

Wagner Cup 2008

Wagner Cup 2008 Endstand

Österreich schied in der Gruppe gegen Kroatien, Deutschland und Polen mit einem Punkt am dritten Tabellenplatz aus. Europameister wurde hochverdient Spanien, das im Finale Deutschland mit 1:0 besiegte.

In vielen Spielen wurden hochklassige Leistungen gezeigt. Neben Spanien zeigten vor allem Holländer und Russen phasenweise atemberaubenden Offensiv-Fußball.

Enttäuschend waren die Leistungen des regierenden Europameisters Griechenland und Frankreichs. Dass Österreich und Schweiz auf diesem hohen Niveau nicht mitspielen konnten, war zu erwarten.

Lange Zeit beeinträchtigt wurde die EM durch das miserable Wetter. In Basel blieb nach einer Regenschlacht zwischen Schweiz und Türkei vom Rasen praktisch nichts mehr übrig. In Wien sorgte ein heftiges Gewitter beim Halbfinalspiel Deutschland – Türkei für einen fast weltweiten Bildausfall. Aber der Wagner Cup hatte auch dafür vorgesorgt: mit Xandi wurde zum richtigen Spiel ein Reporter vor Ort geschickt, der live aus Basel berichtete.

 

=> Teil 2 der History des Wagner Cups

 

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